Filmkritik: Stranger Things 3 – Wie gut ist die neue Staffel?

Filmkritik-Stranger-Things-Staffel-3

Genre: Thriller / Fantasy / Horror
Produktionsjahr: 2019
Darsteller: Winona Ryder, David Harbour, Finn Wolfhard, Millie Bobby Brown, Gaten Matarazzo, Caleb McLaughlin, Natalia Dyer u. a.
Regie: Duffer-Brüder, Uta Briesewitz, Shawn Levy 

Ewig lange hat es gedauert, doch nun steht die 3. Staffel der Retro-Serie „Stranger Things“ endlich bei Netflix zum Abruf bereit. Falls du sie dir bislang noch nicht angeschaut hast und vorab wissen möchtest, ob sich das Einschalten lohnt, dürfte dir unsere nachfolgende Kritik die Entscheidung garantiert erleichtern. Also dann: Auf nach Hawkins!

Achtung
Die nachfolgende Kritik beinhaltet einige (wenige) Spoiler zur Handlung.

Die allseits bekannte Problematik mit Sequels

Viele Serien haben das Problem, dass sie mit einer beeindruckenden ersten Staffel starten, die darauffolgenden Seasons aber durchschnittlich sind. Auch „Stranger Things“ konnte die Herzen von Millionen Zuschauern weltweit im Sturm erobern, da die erste Staffel nicht mehr und nicht weniger als eine Liebeserklärung an die guten alten 80er Jahre war.

Mit der zweiten Staffel konnten die Duffer-Brüder dieses Gefühl erfreulicherweise aufrechterhalten, was jedoch nicht unbedingt dem Drehbuch, sondern vor allem den schauspielerischen Leistungen der Nachwuchsdarsteller zu verdanken war – allen voran Noah Schnapp, der in seiner Rolle als besessener Will Byers derartig überzeugend spielt, dass sich selbst die erwachsenen Protagonisten David Harbour und Winona Ryder verblüfft die Augen gerieben haben dürften.

Zwar hatte bereits die Handlung der zweiten Staffel die ein oder andere Schwachstelle (so wirkte beispielsweise Elfis Solo-Episode wie ein Fremdkörper), dennoch war „Stranger Things“ 2 für sich betrachtet eine mehr als würdige Fortsetzung.

Leider ist es den Duffer-Brüdern nur bedingt gelungen, die packende Atmosphäre der beiden ersten Staffeln auch auf Staffel 3 zu übertragen. Getreu dem Motto „Größer, härter, spektakulärer“ präsentiert man dem Zuschauer nun ein Monster, das den Demogorgon aus der ersten Staffel mit einem Haps zum Frühstück verspeisen würde, doch neben der Kreatur selbst sind eigentlich die Russen die wahren Bösewichte.

Wer bereits den ein oder anderen US-amerikanischen Spionagefilm gesehen hat, dürfte wissen, dass es eigentlich immer die bösen Russen sind, die Amerika vernichten möchten – zumindest dann, wenn die Handlung für deutsche Nazis zu weit in der Jetztzeit angesiedelt ist. 

Dass sich die besagten Russen nun allerdings in einem geheimen Gebäudekomplex eingenistet haben, der sich unter einem gigantischen Einkaufszentrum in Hawkins befindet, sollte doch eigentlich jemand bemerkt haben – doch über derartige Logiklücken (von denen es in „Stranger Things 3“ leider noch einige mehr gibt), darf man getrost hinwegsehen.

Aus niedlichen Kindern werden reife Teenager 

Bereits in der ersten Episode der neuen Staffel wird dem Zuschauer schnell klar: Von den niedlichen Kindern, die die Welt bereits zweimal vor dem sicheren Untergrund gerettet haben, ist nicht mehr viel übrig, da der Zahn der Zeit sichtbar an ihnen genagt hat.

Stranger Things 3 Screenshot
Quelle: https://www.youtube.com/watch?time_continue=182&v=ZHx_CgsHF3o

Mike-Darsteller Finn Wolfhard ist mittlerweile gefühlte zwei Meter groß und Lucas-Darsteller Caleb McLaughlin hat seine Übergangsphase augenscheinlich komplett übersprungen. Wer mit den „kindlichen“ Spielen à la „Dungeons & Dragons“, die Mike, Will, Dustin und Lucas in den ersten Staffeln gerne gespielt haben, nicht allzu viel anzufangen wusste, da er bereits das eigene Kind in sich verdrängt hat, könnte dies eigentlich für eine gute Nachricht halten – denn dies dürfte ja zugleich dazu beitragen, dass aus „Stranger Things“ eine „erwachsenere“ Serie wird. 

Allerdings bringen die Teenager-Kids nun eine Begleiterscheinung mit sich, die der Serie alles andere als gut tut. Liebesromanzen. Mike knutscht den kompletten Tag nur noch mit Elfi herum, während sich Lucas und seine Freundin Max mal streiten, mal trennen und mal wieder zusammenkommen.

Szenen, in denen die Freunde etwas zusammen unternehmen, wie beispielsweise am gelungenen Halloween-Abend in Staffel 2, an dem sich die Kids als Ghostbusters verkleidet haben, gibt es in der neuen Staffel quasi überhaupt nicht – was wirklich sehr schade ist und zugleich ein großes Stück der bis dato so heilen Kinderwelt abrupt in sich zusammenbrechen lässt.

Der einzige Charakter, der das ebenso sieht, ist Will, der wiederum alles daran setzt, weiterhin ein Kind sein zu dürfen – woran seine restlichen Freunde allerdings kein allzu großes Interesse haben. Die Szene, in der Will mitten im größten Regen und unter Tränen seine in Kindertagen errichtete Burg Byers niederreißt, ist ein Sinnbild dafür, wie die Kindheit in Hawkins begraben wird – und zugleich eine weitere schauspielerische Glanzleistung von Noah Schnapp, der in Staffel 3 aber definitiv zu kurz kommt.

Unnötig hoher Grad an Brutalität – muss das sein?

Deutlich mehr Screentime hat in der dritten Staffel Chief Hopper, dessen Charakterzüge aus den ersten beiden Staffeln jedoch nahezu vollständig über den Haufen geworfen wurden. Er verliert nicht nur komplett die Fassung, als er Mike und Eleven mal wieder beim Knutschen beobachten muss, sondern entwickelt sich im Laufe der Season auch zu einem unkontrollierbaren Hau-drauf-Schläger, der wirklich jede Person, die sich ihm in den Weg stellt, nach Strich und Faden verprügelt.

Womit wir auch schon bei einem weiteren großen Problem von Staffel 3 angelangt wären: Ein völlig übertriebener Grad an Brutalität.

Okay, in Staffel 2 wurde der zwischenzeitliche Freund von Joyce Byers von einem Demohund zerfleischt, doch was dem Zuschauer in den neuen Episoden geboten wird, ist wirklich erschreckend. Da opfern die eigenen (von bösen Mächten besessenen) Kinder ihre Eltern an ein überdimensionales Monster, nachdem diese zuvor brutal zu Boden geschlagen und geknebelt wurden – und der Mädchenschwarm Steve wird im geheimen Labor der Russen derartig hart verprügelt, das von seinem Gesicht für den Rest der Staffel nicht mehr viel übrig ist.

Staffel 3 ist nichts für Menschen mit schwachem Magen

Darüber hinaus haben sich die Duffer-Brüder auch dazu entschieden, den neuen Episoden einen guten Schuss Gore mit auf den Weg zu geben, der in einigen Stellen allerdings derartig übertrieben umgesetzt wird, dass sich dem Zuschauer beim Zusehen der Magen umdreht.

Die Szene, in der Elfis Bein von einem Parasiten befallen ist, den Steve anschließend mit einem Messer aus ihr herausschneidet, ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Szenen wie diese, von denen es leider viel zu viele gibt, tragen leider dazu bei, dass sich „Stranger Things“ mittlerweile in eine Richtung entwickelt, die der Serie eigentlich nicht gut tut – schließlich ist sie viel mehr, als ein x-beliebiger Horrorfilm, bei dem der Regisseur auf möglichst viele Schockmomente setzt.

Die tatsächlichen Stärken, die beispielsweise in gelungenen Anspielungen auf Filme, Musik und Popkultur der 80er Jahre liegen, findet man zwar auch in der dritten Staffel zur Genüge, allerdings wirken sie im Vergleich zu den beiden ersten Staffeln ab und an erzwungen. Ebenfalls nicht gänzlich gelungen ist die Beförderung von Lucas’s kleiner Schwester Erica in den Hauptcast der Serie. Sorgte sie in den vorherigen Seasons durch ihre Boshaftigkeit gegenüber Lucas noch für den ein oder anderen Lacher, erweist sie sich in Staffel 3 als nerviges Anhängsel mit sehr großer Klappe, das in nahezu jeder Situation einen unvermeidbaren Spruch auf Lager hat – sodass man eigentlich nur hoffen und beten kann, dass ihre Screentime in der bereits angekündigten vierten Staffel wieder deutlich reduziert wird.

Ein Gesangsduett ist das heimliche Highlight der 3. Staffel 

Auch wenn „Stranger Things“ bislang nicht unbedingt durch seine technischen Spielereien, sondern vielmehr durch seine charismatischen Schauspieler überzeugen konnte, muss man in Staffel 3 neidlos anerkennen, dass das neue Monster beeindruckend gut aussieht und einige Kamerafahrten oder Landschaftsaufnahmen dazu beitragen, dass auch dem Auge des Betrachters einiges geboten wird.

Dennoch sind es auch in den neuen Episoden eher die kleineren Momente, die „Stranger Things“ zu etwas ganz Besonderem machen.

Lange in Erinnerung bleiben dürfte hier die geniale Szene, in der Dustin auf der Suche nach einem geheimen Code ist, den allerdings nur seine Freundin aus dem Sommercamp kennt. Als er diese mit seinem Funkgerät kontaktiert, möchte sie erstmal in Ruhe ein Liedchen trällern, sodass Dustin zusammen mit ihr zum 80er-Jahre-Kultsong „Never Ending Story“ anstimmt – unter den irritierten Blicken der anderen Protagonisten, die auf demselben Funkkanal mithören und eigentlich gerade die Welt retten müssen.

Szenen wie diese sind es, die für gute Stimmung sorgen, den Zuschauer aber zugleich an die guten alten Zeiten zurückerinnern, als es in Hawkins trotz der Bedrohung durch gefräßige Monster noch so etwas wie eine heile Welt gegeben hat. Das würde bestimmt auch Will so sehen…

Die 3. Staffel von „Stranger Things“ ist ab sofort beim Streaminganbieter Netflix verfügbar.
→ Hier geht es zur Serie

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